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Einer der tiefstgelegenen Caches der Welt – Ein Besuch am Toten Meer

Das Tote Meer fasziniert. Ob jung oder alt, sicherlich hat jeder schon einmal davon geträumt, auf dem Toten Meer zu schwimmen. Nachdem wir bereits eine Woche in Jerusalem verbracht haben, planen wir einen Tagesausflug in die Wüstenregion rund um das Tote Meer ein, zeitlich ist das sehr gut durchführbar. Ein besonderes Highlight für Geocacher, die sich für Statistikpunkte begeistern: Das Tote Meer ist ein Binnenmeer, das ca. 400m unter der Meeresoberfläche liegt. Die daran angrenzenden Geocaches sind daher die am tiefsten an Land zugänglichen Caches der Welt.

Die Region um das Tote Meer hat weit mehr zu bieten als das Vergnügen auf dem Wasser. An der nördlichen Küste wurden die berühmten Qumran-Schriftrollen gefunden. Diese lassen wir aber heute liegen und fahren weiter südlich, zu der Ruine der jüdischen Festung Masada, besuchen dann das Tote Meer und statten abschließend der Oase in Ein Gedi einen Besuch ab.

Masada

Die Festung Masada ist eine archäologische Stätte, die sich auf der Westseite des Toten Meeres befindet. Während des Jüdischen Krieges um 70 n.Chr. wurde die von jüdischen Rebellen als Zufluchtsstätte genutze Festung von römischen Streitkräften belagert und schließlich eingenommen.

Aufgrund der Lage Masadas stellen wir uns einen tollen Sonnenaufgang über dem Toten Meer vor, vorausgesetzt, es gelingt einem die rechtzeitige Ankunft und Besteigung der Festung. Unser Ziel ist damit gesetzt. Die Anreise aus Jerusalem ist etwa mit 1,5h angesetzt, der Aufstieg sollte nochmal eine Stunde dauern. Die Sonne sollte kurz nach 6 Uhr aufgehen, also brechen wir um 3 Uhr in aller Frühe aus der Heiligen Stadt auf. Es zeigt sich, dass unsere Berechnung tatsächlich mal funktioinert hat, so dass wir den Parkplatz bei Masada ohne Probleme erreichen und den Aufstieg über den Schlangenpfad zum Gipfelplateau hin beginnen. Es gibt zwar eine Seilbahn, die nach oben führt, aber die öffnet erst nach Sonnenaufgang. Außerdem würde man dann neben einer wirklich tollen Wanderung auch den Geocache verpassen, der auf der Hälfte des Pfades liegt.

Sonnenaufgang über dem Toten Meer und der Wüste.

Wir erreichen rechtzeitig die Ruine und können es uns bei unserem wohlverdienten Frühstück gemütlich machen. Der Anblick der steigenden Sonne über der Wüste und dem Toten Meer ist atemberaubend.

Mit steigender Sonne erhöht sich auch die Besucherzahl, eben hat auch die Seilbahn ihren Betrieb aufgenommen. Der Ausblick bleibt spannend, man kann nun relativ weit über den Wüstensand schauen, genauso wie über das Tote Meer. Auf der gegenüberliegenden Seite des Meeres erstreckt sich eine weitere Landerhebung, die bereits zum jordanischen Territorium zählt.

Zwei-Länder-Blick: von Israel aus blickt man auf Jordanien.

Der Rundgang auf Masada erfolgt in Eigenregie. An den verschiedenen Stationen werden Informationen über Hinweistafeln vermittelt. So erfährt man nach und nach die tragische Geschichte über die Belagerung und Einnahme der Festung und einem kollektiven Freitod der Bewohner, um der Gefangenschaft durch die Römer zu entgehen.

Die Anlagen sind verhältnismäßig gut erhalten, teilweise haben Restaurierungsarbeiten stattgefunden. So wird einem Schritt für Schritt das Leben innerhalb der Festung nahegebracht. Besonders interessant sind die Zisternensysteme und die ausgeklügelten Anlagen, die den Bereich innerhalb der Festung mit mehr als ausreichenden Wassermengen versorgt hatten.

In Masada begegnen einem interessante archäologische Fundstücke.

Wer über das Gelände spaziert, wird selten allein sein. In der Regel wird man von einer Gruppe Tristamstare begleitet, die hier heimisch sind und nichts lieber machen, als die aufsteigenden Winde für ihre Flugkunst zu nutzen. Sie sind an größere Menschengruppen gewöhnt und lassen sich gern beobachten.

Ständige Begleiter auf Masada: Tristamstare.

Auf der Anfahrt nach Masada kann man übrigens den Geocache „Fly-On Masada“ besuchen. Er erinnert an eine Notlandung eines Kleinflugzeuges im Jahr 2006, das ursprünglich an einer nahegelegenen Landebahn aufsetzen wollte. Stattdessen war es gezwungen, auf dem Plateau inmitten der Ruinen zu landen. Es wurde niemand verletzt und die Stätte blieb unbeschädigt. Fotos zu dem Zwischenfall kann man sich in der Cachebeschreibung anschauen.

Der Schlangenpfad führt auf das Plateau hinauf.

Man kann ein paar Stunden verweilen, bevor man den Rückweg antritt. Wir fahren kurz nach Mittag in Richtung des Toten Meeres und suchen nach einer Badestelle.

Das Tote Meer

Es ist heutzutage nicht einfach, einen Badeplatz am Toten Meer zu finden. Viele Plätze auf israelischer Seite sind inzwischen gesperrt, wenn man Glück hat, findet man noch eine sichere Stelle. Wir besuchen die Badestelle in Ein Gedi, ein wenig nördlich von Masada und stellen fest, dass sich das Baden auf dem Toten Meer nicht in Worte fassen lässt. Es ist, als ob man Fliegen lernt, als ob man fällt und doch aufgefangen wird. Ich hatte mir das Tote Meer auch immer als etwas gallertartig vorgestellt, aber man schwimmt gefühlt in reinem Wasser.

Salzkristalle am Strand des Toten Meeres, hier in Ein Gedi.

Besonders acht geben muss man, dass man kein Wasser in die Augen bekommt oder sich mit offenen Wunden ins Wasser begibt. Da mir beides passiert ist, kann ich aus eigener Erfahrung sprechen, dass das Vergnügen schnell vorbei ist. Tatsächlich habe ich mich im Wasser zu lebhaft bewegt, wodurch ein Tropfen Wasser ins Auge gelangt ist. Das war so unangenehm, dass ich mich auf direktem Wege zu den Duschen begeben habe, die glücklicherweise vor Ort sind. Auf dem Weg dorthin habe ich mich am Fuß geschnitten, als ich über die Salzkristalle am Rand des Meeres gestiegen bin. Nichts Wildes, aber es hat ausgereicht, dass der zweite Badegang nicht so angenehm wie der erste war. Insgesamt war es aber eine wirklich tolle Erfahrung, die ich jedem empfehlen kann.

Das Tote Meer ist für seinen sehr hohen Salzgehalt bekannt.

Was mich betroffen machte: Das Tote Meer stirbt! Der Wasserspiegel geht seit einigen Jahren massiv zurück. Das Meer hat seinen größten Wasserzufluss im Norden durch den Jordan, der infolge einer regelmäßigen Wasserentnahme immer weiter abnimmt. Im Süden werden Teile des Gewässers zur Mineralienentnahme verdunstet. Infolgedessen zieht sich das Wasser immer weiter zurück.

Der Rückgang der Wasseroberfläche des Toten Meeres kann von Weitem beobachtet werden.

Die Folge des stetigen Rückgangs des Wasserspiegels sind in der Umgebung zu beobachten, wo neue Landflächen freigelegt werden. Großflächige Gebiete um das Tote Meer herum werden durch verstärkte Senklochvorkommen destabilisiert. Das Entstehen eines Lochs ist relativ unvorhersehbar, wodurch eine nicht abschätzbare Gefahr für Leib und Leben entsteht. Maßnahmen zur Vermeidung von Unfällen bestehen in der Hauptsache in einer weiträumigen Absperrung betroffener Gebiete.

Senklöcher am Toten Meer.

Es ist nicht ganz klar, wie die Löcher entstehen. Die gängige Theorie ist, dass Salztaschen unterhalb der Erdoberfläche gebildet wurden, die infolge des Rückgang des Toten Meeres von diesem örtlich getrennt werden. Wenn große Süßwassermengen aus den Wadis in die Region spülen, so waschen sie die Salztaschen unterirdisch aus. Dadurch veringert sich die Packungsdichte an den betreffenden Stellen, bilden Hohlräume und stürzen unter Umständen ein.

Für Geocacher ergibt sich hieraus eine unmittelbare und unsichtbare Gefahr. Insbesondere in der Nähe der Wasserkante sollte unbedingt auf Hinweis- und Verbotsschilder geachtet werden, die vor einer möglichen Instabilität der Erdoberfläche warnen. Im Zweifel sollte der Cache dann liegengelassen werden, auch wenn der Statistikpunkt aufgrund der Fundtiefe lockt. Es gibt andere Caches, die sicherer gefunden werden können und fast genauso tief liegen, wie z.B. der oben erwähnte „Fly-On-Masada“

Ein Gedi

Wer schon mal in der Gegend ist, sollte einen Abstecher in die Oase „Ein Gedi“ (lies: En Gedi) machen. Man könnte unter Umständen überrascht sein. Denn während man schon stundenlang den Anblick des Wüstensandes gewöhnt war, scheint hier das Leben zu sprießen. Hier warten einige Wasserfälle und kleine Seen, Pflanzen und Tiere.

Wasserfall in Ein Gedi.

Einen Geocache kann man hier nur virtuell loggen. Es gibt hier einen Earthcache, bei dem man den Höhenunterschied von drei Wasserfällen bestimmen muss. Das Smartphone gibt die Funktion (meines Wissens) nicht her, aber z.B. ein GPS-Gerät mit barometrischem Höhenmesser würde der Aufgabe gerecht werden.

Ansonsten sollte man die Möglichkeit nutzen, sich die Anlage anzuschauen und nach den Wasserfällen etwas weiter nach oben zu steigen. Dort hat man eine tolle Aussicht auf das Tal und das Tote Meer.

Augen auf! Dann sieht man gern auch mal ein paar Tiere, die zu Hause eher ungewohnt sind.

Auch die Steinböcke und Nagetiere, die hier heimisch sind, sind den Besucherbetrieb gewohnt. Meistens sind sie selber neugierig und lassen dann gern ein Foto von sich machen.