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Ein GPS-Gerät gehört natürlich zur Standardausrüstung eines Geocachers. Trotzdem muss ein solches Gerät nicht unbedingt gleich angeschafft werden, um zu den Koordinaten eines Geocaches zu navigieren. In diesem Artikel werden vier verschiedene Möglichkeiten vorgestellt, um zu beliebigen Koordinaten zu navigieren.
- Navigation per GPS
- Navigation per Smartphone-App
- Navigation per GoogleMaps
- Navigation mit Bleistift und Papier
Vorsicht: Theorie!
Bevor wir loslegen, müssen wir uns kurz mit dem Thema Koordinaten beschäftigen. In unserer Geocachebeschreibung waren an der Stelle der Koordinaten eine Reihe von Zahlen gegeben, die uns zum Ziel führen sollen:

Aus dem Mathematik-Unterricht ist sicherlich noch das Einzeichnen von Punkten in einem Koordinatensystem bekannt. Jeder Punkt P(x|y) hatte seinen Platz, wobei x die Strecke in Richtung auf der waagerechten Achse vom Nullpunkt bezeichnet und analog y in Richtung der senkrechten Achse.


Bei dem Gradnetz der Erde wird dieses Koordinatensystem auf die Erdkugel gelegt. Man kann sich das so vorstellen, dass die x-Achse nun auf dem Äquator liegt und einmal um die Erde herum geht. Alle Linien, die parallel zum Äquator verlaufen (inklusive des Äquators selbst), werden „Breitengrade“ genannt. Die Breitengrade werden mit Winkel in Nord-(N) und Südrichtung (S) bezeichnet. Der Äquator liegt bei 0°, der Nordpol bei Nord 90°, der Südpol dementsprechend bei Süd 90°. Man spricht auch von 90° nördlicher bzw. südlicher Breite.
Die y-Achse verläuft wie gewohnt im rechten Winkel zur „Äquatorachse“ und verläuft dabei durch Greenwich, einem Londoner Stadtteil und geht zu beiden Seiten in Richtung der Pole. Diese Linie wird „Nullmeridian“ genannt. Alle Linien, die wie der Nullmeridian im rechten Winkel zum Äquator stehen und die Pole miteinander verbinden, werden „Längengrade“ genannt. Vom Nullmeridian aus unterscheidet man in westliche (W) und östliche (E) Längen und werden ebenfalls in Winkeln angegeben, wobei diese in beide Richtungen von 0° bis 180° gehen.


Jetzt legen wir beide Linensystem übereinander und erhalten Koordinatensystem, bei dem wir jeden Punkt auf der Oberfläche durch die gemeinsame Angabe des Breiten- und Längengrades benennen können. Das sind die Koordinaten für unseren Geocache.
Die Erde ist KEINE Kugel
Der Artikel wird jetzt etwas provokanter, denn jetzt wird an den Grundfesten unserer modernen Gesellschaft gerüttelt: Die Erde ist keine Kugel! Sie kommt der Form sehr nahe, aber gerade wegen einer nicht zu vernachlässigenden Abplattung an den Polen sind die Abweichungen von der Kugelform so stark, dass unser eben zusammengesetztes Koordinatensystem manchmal etwas ungenau ist. Man behilft sich, indem die Form der Erde als Ellipsoid angenähert wird und Bezugspositionen vereinbart werden. Aus diesem wird u.a. das international akzeptierte Referenzsystem WGS84 abgeleitet, das heute Grundlage für eine ganze Reihe von Koordinatensystem bildet, unter anderem das System, das wir zur Positionsbestimmung verwenden.
Zum Glück spielt die Theorie beim Cachen kaum eine Rolle, es genügt, dass wir die navigierenden Geräte einmal richtig eingestellt haben, dann reicht einfach die Eingabe der anzusteuernden Koordinaten.
Koordinatensysteme in der Anwendung



Es leiten sich eine ganze Reihe von Koordinatensystemen und Darstellungen aus dem WGS84 ab, Geocacher nutzen in der Hauptsache jedoch folgendes Positionsformat:
N/S dd° mm.mmm E/W ddd° mm.mmm
Die Ziffern dd bzw ddd beziehen sich jeweils auf die zwei- bis dreistellige Gradangabe der jeweiligen Richtung. Zwischen zwei nebeneinanderliegenden Breitengraden liegen ca. 111km, also muss etwas verfeinert werden. Üblicherweise wird jedes Grad in 60 Minuten unterteilt. Die Minuten werden mit der Angabe mm.mmm wiedergegeben, also eine maximal zweistellige Minutenangabe mit genau(!) drei Nachkommastellen.
Sollte man Koordinaten in einer anderem Format oder vielleicht sogar in einem anderen Koordinatensystem (wie z.B. das UTM-System, das in der Beschreibung unterhalb der üblichen Koordinaten aufgeführt ist) vorfinden, so ist das kein Grund zur Verzweiflung. Es finden sich online eine Vielzahl an kostenlosen Umrechnern. Wichtig ist, dass das obige Zielformat als Ergebnis ausgewählt wird.
Es ist relativ einfach, sich mit dem GPS zum Geocache navigieren zu lassen. Wichtig dabei ist, dass das GPS-Gerät auf das geeignete Positionsformat (hddd° mm.mmm‘) und das korrekte Kartenbezugsystem (WGS84) eingestellt ist. Wo diese Einstellungen vorzunehmen sind, sollte der jeweiligen Anleitung entnommen werden. Die Geräte der Marke Garmin haben beispielsweise den Unterpunkt „Positionsformat“ direkt im Einstellungsmenü.
Jedes GPS-Gerät hat eine Funktion, die es dem Nutzer erlaubt, eine beliebige Position durch Eingabe der Koordinaten anzusteuern. Im Zweifel kann immer diese genutzt werden, um die Koordinaten aus dem Listing in das Gerät zu übernehmen.
Die komfortablere Variante ist das papierlose Geocachen, bei der die Informationen über den Cache einfach auf das GPS-Gerät geladen werden. Diese Informationen werden in einer .gpx-Datei gespeichert, die der Anwender manuell in den internen Speicher des GPS-Geräts laden muss. Dazu wird das Gerät per USB an den Computer angeschlossen, der das GPS-Gerät als externen Speicherort einbindet. Die .gpx-Datei muss in den Ordner dieses Speichers geladen werden, der mögliche Tracks enthält (bei Garmin ist das der Ordner GPX). Je nach Gerät wird die Datei dann als Geocache oder als Track interpretiert, der zur Navigation genutzt werden kann.
Die nachfolgenden Abbildungen zeigen drei Möglichkeiten, wie der Download einer .gpx-Datei auf geocaching.com angefordert werden kann.
a) In der klassischen Ansicht sind die Caches, wie in der neuen Kartenansicht, frei anwählbar. Das sich öffenende Menü enthält den Button „GPX herunterladen.


b) In der Cachebeschreibung ist der Button zum .gpx-Download direkt unter der Angabe der Koordinaten zu finden.


c) In der neuen Kartenansicht befindet sich der Button „GPX herunterladen“ nach Anwahl des betreffenden Geocache unter dem Button „Geocache loggen“. Außerdem besteht daneben die Möglichkeit, die Datei automatisch an ein Garmin-Gerät zu senden. In der Regel ist hier aber eine einmalige Installation eines Treibers notwendig (insbesondere für Linux-Nutzer), dessen Installationsbeschreibung dem Handbuch zu entnehmen ist.


Für Premiumnutzer von geocaching.com steht außerdem der Comfort der Nutzung von Pocket Queries zur Verfügung. Dabei legt der Nutzer den Mittelpunkt eines Gebietes fest, dessen Geocaches in einer festgelegten Anzahl komplett in einer einzigen .gpx-Datei gespeichert werden, die ebenso in den GPX-Ordner auf dem GPS-Gerät abgelegt werden kann.
Durch Auswahl eines auf dem GPS-Gerät gespeicherten Geocaches (oder Tracks, je nach Gerät) lässt sich nun per Kartenfunktion oder elektronischem Kompass zum Geocache navigieren.




Es gibt eine ganze Reihe von Geocaching-Apps, und je nach Betriebssystem ist die Auswahl sehr unterschiedlich. Im Folgenden beziehe ich mich auf die App c:geo, die kostenlos für Android erhältlich ist. Nach Installation wird man zur Eingabe seiner Benutzerkonto einer Geocachingplattform aufgefordert. Danach kann man direkt auf die Karte zugreifen, die sich, je nach Netzanbindung, sofort mit Geocaches in der Umgebung füllt. Die Auswahl eines individuellen Caches führt zu einer Kurzinformation, in der die Navigation vom aktuellen Standpunkt über das Kompasssymbol aus ermöglicht. Erfahrungsgemäß ist es allerdings einfacher, die eigene Annäherung an den Cache über die Kartenansicht zu beobachten, da der elektronische Kompass zwar die richtige Entfernung zum Cache angibt, aber
Es ist übrigens nicht unbedingt nötig, eine App zur Navigation zu verwenden. Wenn die Koordinaten zur Hand sind, können diese auch einfach in die Navigationsapp wie GoogleMaps als Ziel eingegeben werden. Die App führt führt dich dann genau wie bei einer üblichen Adresse zum Ziel. Es sollte beachtet werden, dass die Navigation im Fußgängermodus arbeitet, sonst baut diese eventuell unnötige Umwege ein oder führt über nicht begehbare Wege.


Die wohl charmanteste und urtümlichste Art der Navigation wäre wahrscheinlich die Beobachtung der Sonne und anderer Sterne oder die Orientierung anhand besonderer Orte. Sextanten sind inzwischen etwas aus der Mode gekommen, trotzdem kann man sich zu Hause mit einer Satellitenkarte eine Karte vorbereiten, die zum Geocache führt. Meine ersten hundert Caches musste ich mangels navigierender Technik so finden – es funktioniert und macht obendrein viel Spass.
Wir wissen jetzt, wie wir zum Cache kommen, es wird Zeit, ihn auch zu finden!