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Vor Kurzem bin ich von befreundeten Eltern gefragt worden, ob ich zum Geburtstag ihres achtjährigen Sohnes eine Geocachingtour machen könnte. Leichtsinnigerweise habe ich sofort zugestimmt. Leichtsinnig deshalb, weil ich erst danach die Geocaches in der Nähe der Geburtstagsparty studiert habe. Der nächstgelegene geeignete Cache war 40 Minuten zu Fuß entfernt, das wäre also der Killer gewesen, diesen Cache mit der Truppe anzugehen, der obendrein noch nicht mal sonderlich spannend war. Also blieb mir nur noch, selber eine spannende Strecke zu legen, quasi als Schnitzeljagd.
In diesem Artikel möchte ich nicht nur über diesen selbstgelegten Cache berichten, sondern etwas verallgemeinern und ein paar Anregungen zum Erstellen eines eigenen Geburtstagscaches geben. Natürlich soll die Tour aus mehr als nur einer Station bestehen, logischerweise werden wir einen Multicache zusammensetzen. Im Übrigen muss der Anlass noch nicht mal ein Kindergeburtstag sein: vor ein paar Jahren habe ein geocacheunerfahrener Freund von mir mich gebeten, seine eigene Verlobung über einen Multicache mitzuplanen. Sie hat natürlich ja gesagt.
Allgemeiner Ablauf
Egal, um welchen Multicache es sich handelt, von der Grundstruktur sind sie alle gleich. Er besteht aus einer bestimmten Anzahl aus physischen Stationen, bei denen man jeweils eine Aufgabe lösen muss, um den Ort der nächsten Station zu erfahren. Die Startstation und das Final spielen dabei eine besondere Rolle: An der ersten Station müssen die Kinder erst einmal abgeholt werden, nicht alle haben sofort Lust, bei der Schatzsuche mitzumachen. In der Regel bekommt man das über eine spannende Geschichte um ein Geheimnis gut hin. Und die Aussicht darauf, einen Schatz zu finden holt dann auch noch den Letzten ein.
Am Final wartet dann die Belohnung für den gegangenen Weg. Hier ist es wichtig, dass der Schatz ansprechend gestaltet ist und ein paar Mitgebsel enthält, das die Kids nach Hause nehmen können. Wenn sich das Final auf dem eigenen Grundstück befindet, tun es auch ein paar Süßigkeiten. Nach meiner Erfahrung gibt es unter den Schatzsuchern immer ein paar Spezialisten, die den anderen vorauseifern und abseits der vorgegebenen Strecke suchen. Dabei kann es auch mal vorkommen, dass das Final viel früher als geplant gefunden wird. Damit dann nicht doch der ganze Spass sofort vorbei ist, nutze ich gern Methoden, die den Schatz absichern, bis man tatsächlich alle Stationen gefunden hat. Das bekommt man zum Beispiel durch ein Kombinationsschloss hin, deren Ziffern zum Öffnen man an den einzelnen Stationen findet.
Bei besagter Anfrage hatte die Familie gerade gemeinsam das Buch „Robinson Crusoe“ gelesen. Es lag also nahe, das Thema zu übernehmen. Die Startstation war der Küchentisch, auf dem „zufällig“ ein DIN-A6 Heft lag, dass ich aus einigen DIN-A4 Blättern gebastelt hatte und nach dem Füllen mit Inhalt eine Runde durch den Dreck gezogen habe. Das sah schön alt aus. Beschriftet war das Heft mit „Robinsons Tagebuch“, natürlich handschriftlich verfasst. Die Kids beäugten es zunächst kritisch, und dann neugierig. Nach relativ kurzer Zeit hat das Geburtstagskind aus dem Heft vorgelesen, alle anderen hörten zu. Aus dem Tagebuch ging hervor, wie Robinson auf der Insel ankam, später seinen Schatz auf Angst vor den Menschenfressern am geheimen Ort vergrub und später gerettet wurde. Die letzten Seiten berichten von seinem Bedauern, dass er den Schatz auf der Insel vergessen hat und wohl immer noch dort liegt. Das Interesse der Kids war eindeutig geweckt.
Die Stationen, die die Kinder besucht haben, bauten nicht wie üblich aufeinander auf. Vor dem Final gab es vier Stationen, deren Positionen schon alle in Robinsons Buch gekennzeichnet waren. Die Positionen waren als Geokoordinaten gegeben, die Robinson in tagelanger Arbeit mit seinem Kompass und Sextanten ermittelt hat. Die Kinder waren zunächst etwas überfordert, aber nachdem sie eine kurze Einweisung in mein GPS-Gerät bekommen hatten, waren sie wieder Feuer und Flamme. An den Stationen fanden sie verschiedenste Behälter, die mal einfacher, mal schwieriger versteckt waren. In jedem Behälter fanden sie jeweils ein Viertel einer Schatzkarte. Wichtig dabei war, dass jedes Teil eine zum Fund wichtige Information enthält, sonst geht die Suche nach dem Final womöglich schon nach dem dritten Stück los.
Das Final selbst hatte ich vergraben (was man beim echten Geocachen NIE tun sollte, hier war es aber mit der Erlaubnis der Grundstückseigentümer in Ordnung), das heißt, ich war mir ziemlich sicher, dass der Schatz wirklich erst zum Schluss gefunden werden würde. Die zusammengesetzten Kartenteile führten die Kinder in die Nähe des betreffenden Beetes, aber der Ort des Finals selbst war der Karte nicht zu entnehmen. Stattdessen waren zwei Sträucher markiert, unter denen jeweils zwei Leinen lagen, die in regelmäßigen Abständen Knoten hatten. Außerdem fanden sie jeweils einen im Boden steckenden Metallhering. Die Aufgabe bestand laut Karte darin, die Leinen an die Heringe zu hängen und beide Leinen an jeweils einem bestimmte Knoten kreuzen zu lassen. Dort war der Schatz versteckt.
Die Kinder fingen sofort mit dem Graben an und zerstörten dabei ein größeres Areal, als ich eigentlich vermutet hatte (das ist auch der Grund, warum man Geocaches WIRKLICH nicht vergraben sollte!). Aber die Kids waren glücklich, als sie die Kiste relativ schnell fanden. Ich hatte eine alte Metallkassette, die sich gut als Schatz eignete. Als Mitgebsel hatte ich kleine Glasmurmeln von der Mutter bekommen und in die Kiste gelegt. Ich habe gestaunt, wie gut die bei den Kindern ankamen.
Anregungen für eine eigene Schatzsuche
Im folgenden gebe ich ein paar Ideen und Möglichkeiten zum Gestalten eines Geburtstagsgeocaches. Ich halte es für wenig sinnvoll, komplette Pfade vorzugeben, weil diese selten im Ganzen übernommen werden können. Stattdessen sind die Ideen modular für die einzelnen Elemente aufgelistet und man kann sich von den einzelnen Ideen inspirieren lassen. Um die Planung etwas zu strukturieren, stelle ich hier eine Planungshilfe zur Verfügung. Die erste Seite ist zur Planung von Start und Final, die zweite Seite ist zur Planung der Zwischenstationen, die, je nach dem wie viele Stationen eure Strecke haben wird, beliebig oft ausgedruckt werden kann:
Ideen für die Rahmenhandlung
Titel | Beschreibung |
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Robinson Crusoe | Robinson wird von seiner Insel gerettet und vergisst dabei seinen Schatz. |
Atlantis - Die versunkene Stadt | Ihr seid gemeinsam auf der Suche nach der versunkenen Stadt. (Das ist vielleicht besonders spannend, wenn man den Schatz wasserdicht in einem Teich oder so versenken kann). |
Wild war der Wilde Westen | Howdy. Gerüchten zufolge solle sich in der Nähe des Silbersees ein Versteck mit unermesslichem Reichtum befinden. |
Star Wars - Episode 6,5 | Luke Skywalker reist von Planet zu Planet auf der Suche nach dem sagenumwobenen Jedi-Schatz. |
Sherlock Holmes und das Geheimnis von Moriaty | Sherlock Holmes, Dr. Watson und alle Hilfsdetektive verfolgen Spuren und suchen das Versteck von Moriaty. |
Flynns Reise | Flynn ist ein junges Pferd, dem nach Freiheit zu Mute ist und ausbüxt. Dabei hinterlässt er Spuren, denen ihr folgen könnt, um ihn zu finden. |
Ideen für Aufgaben an den Stationen
Die Aufgaben sollten immer so konzipiert sein, dass mit der Lösung zur nächsten Station navigiert werden. Beispielsweise können die Koordinaten so verpackt werden: N50° 23.ABC E12° 45.DEF. Die Buchstaben stehen dabei für Ziffern, die man als Lösung in den Aufgaben erhält, z.B. A = Anzahl der Fahnenstangen auf dem Grundstück.
Es ist natürlich auch möglich, ganz ohne Koordinaten zu arbeiten, sondern nur mit Richtungsanweisungen, z.B. bei 3 gezählten Fahnenstangen geht ihr nach rechts, bei 7 Fahnenstangen nach links.
Hier findet ihr ein paar Anregen zu möglichen Aufgabenstellungen:
Aufgabe | Beschreibung |
---|---|
Zählen / Rechnen | Fehlende Informationen können durch das Beobachten der Umgebung oder durch das Berechnen einer einfachen Rechnung ermittelt werden. |
Kreuzworträtsel | Das Lösungswort ist ein Hinweis auf die nächste Station. Die Rätsel können auch online generiert werden. |
Buchstabenwert | Ein gefundener Buchstabe kann in eine Zahl nach seiner Stellung im Alphabet umgewandelt werden: A=1, B=2, ... |
Einfache Verschlüsselungen von Texten | Jeder Buchstabe der gefundenen Nachricht wird durch einen anderen ausgetauscht. Die Codetabelle kann vielleicht schon woanders gefunden worden sein? Die Buchstaben können alternativ auch durch Symbole oder Bilder ausgetauscht worden sein. Eine beliebte Verschlüsselung unter Geocachern ist übrigens der ROT13-Code. |
Das Magische Auge | Nicht jeder kann es, aber es ist unglaublich faszinierend, der Spass mit den 3D-Bildern, die auch Stereogramme genannt werden. Stereogramme können online generiert werden. |
Puzzle | Einfach ein Puzzle selber machen, auf dem die notwendigen Informationen draufstehen. Geht übrigens wunderbar mit sauberen Eisstielen. |
Buch-Verschlüsselung | Suche das x-te Wort auf der y-ten Seite eines bestimmten Wortes. |
Scrabble | Klappt nur dann, wenn Scrabble den Kindern ein Begriff ist. Jeder Buchstabe hat einen Wert, der zur Zusammenstellung der Koordinaten genutzt werden kann. |
Gestaltung der Stationen
An den Stationen ist es sinnvoll, einen geeigneten Behälter zu verwenden, der den Inhalt vor eventuellen Umwelteinflüssen schützt. Je nach geplanter Schwierigkeit können die Verstecke ganz schön fies sein. Hier ein (wirklich) kleiner Auszug der Möglichkeiten:
Versteck | Beschreibung | Vorschlag |
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Die mit Sternchen (*) versehenen Vorschläge sind Affiliatelinks/Werbelinks. | ||
Filmdose | Wer kennt sie nicht? Das klassische Versteck, in dem ein kleiner Zettel Platz hat. | Filmdosen* (Amazon) |
PETling | Diese Kerle sind schon etwas unbekannter. Aus diesen Rohlingen werden gewöhnliche PET-Flaschen aufgeblasen. In ihrer rohen Form eigenen sie sich hervorragend zum Verstecken kleiner Hinweise. | Petlinge mit FTF-Deckel* (Amazon) |
Tupperdose | Der Klassiker unter den Geocaches. Hier passt schon etwas mehr rein, vom Logbuch bis hin zu kleinen Spielsachen. | alte Eispackungen oder eine ausgediente Tupperdose |
Schlüsselstein | Eigentlich wurden sie zu einem anderen Zweck entwickelt. Allerdings passen hier nicht nur Schlüssel rein. | Schlüsselstein "Little Rock"* (Amazon) |
Keramiktiere | Sie sind etwas offensichtlichere Verstecke, aber dafür gut für Kinder geeignet. | Gartenzwerge, sonstige Figuren |
Kabelabzweigdose | Ganz schön fies. Kann sich bei geeigneter Platzierung richtig gut in die Umgebung einfügen. | Am Besten aus dem Baumarkt, ansonsten Kabelabzweigdose (10er Pack)* (Amazon) |
3D-Kugellabyrinth | Toller Spass, ist aber teilweise ganz schön verzwickt. | Kugellabyrinth* (Amazon) |
Kryptex | Erinnert an ein Rätsel aus dem DaVinci-Code. | DaVinciCode Mini Kryptex* (Amazon) |
Flaschensafes | Die Flaschen haben unterschiedliche Öffnungsmechanismen. Manche sind schwieriger zu öffnen als andere. | Flaschensafe mit Knoten* (Amazon) Flaschensafe mit Schraube* (Amazon) Flaschensafe mit Schlinge* (Amazon) |
Station auf einem Baum aufhängen | Kinder lieben Klettereien. Warum die Dose nicht ein wenig höher am Baum festbinden? Bitte NICHTS in den Baum einhämmern oder -schrauben. | |
Magneten | Ist zwar kein Versteck, aber oft sehr nützlich zur Montage eines Verstecks. | Flache Neodymmagneten* (Amazon) |
Schlüsselaufgaben für das Final
Es ergibt aus verschiedenen Gründen Sinn, das Final mit zusätzlichen „Verschlussaufgaben“ zu sichern. Zum Einen wird der Behälter vor einem verfrühten oder unbefugten Zugriff geschützt. Zum Anderen macht es den Kindern Spass, einzelne Teile für das spätere Ganze zu sammeln. Das aktiviert Sammelleidenschaften und generiert Vorfreude auf den Abschluss der Serie. Hier ein paar Ideen:
Schlüsselaufgabe | Beschreibung | Mein Vorschlag |
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Die mit Sternchen (*) versehenen Vorschläge sind Affiliatelinks/Werbelinks. | ||
Kombinationsschloss | Das Kombinationsschloss verschließt das Final mit einer Zahlenkombination. Die Zahlen werden in den einzelnen Stationen vor dem Final gefunden. | Kombinationsschloss* (Amazon) |
Vorhängeschloss (-schlösser?) | Die Schlüssel werden in den einzelnen Stationen gefunden. | Vorhängeschlösser* (Amazon) |
Werkzeug | Für Öffnung oder Bergung des Finals ist ein bestimmtes Werkzeug erfoderlich, das vorher gefunden wird. | Schraubenschlüssel, -dreher, Magnetheber, Angel, Pinzette,... |
Geteilte Information | Zum Finden des Finals ist eine Information zu finden, die sich aus einzelnen Hinweisen zusammensetzt. Diese werden an den Stationen gefunden. | Bestandteile der Koordinaten, geteilte Schatzkarten, Bestandteile einer Übersetzungstabelle,... |
Gestaltung des Finals / Mitgebsel
Das Final ist der Abschluss der Schatzsuche. Auf diesen Ort haben die Kinder hingearbeitet und haben nicht selten große Erwartungen. Dass Final sollte zum Einen schön gestaltet sein und zum Anderen einen Schatz enthalten, den die Kinder als Trophäen mit nach Hause nehmen können. Hier ein paar Anregungen:
Final | Mein Vorschlag |
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Die mit Sternchen (*) versehenen Vorschläge sind Affiliatelinks/Werbelinks. | |
Schatzkiste | Schatzkiste* (Amazon) 15x36x26 |
Schatzkiste mit Schloss | Schatzkiste mit Schloss* (Amazon) 30x20x15 |
Kryptex | DaVinciCode Mini Kryptex* (Amazon) |
Mitgebsel | Mein Vorschlag |
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Die mit Sternchen (*) versehenen Vorschläge sind Affiliatelinks/Werbelinks. | |
Süßigkeiten | Sollte einzeln verpackt sein, zum Beispiel Gummibärchen, kleine Schokokugeln, Schokotaler, ... |
Murmeln | Bunte Glasmurmeln* (Amazon) |
Edelsteine | Bunte Acryl Diamanten* (Amazon) |
Dekosteine | Glasnuggets* (Amazon) |
Kleine Spielsachen |
Ich hoffe, dass ein paar Anregungen hilfreich sind und dass ihr eine Menge Spass habt. Und natürlich wünsche ich dem Geburtstagskind alles Gute zum Geburtstag 🙂 .